Sprachen lernen mit Smartphone-Apps

Babbel, Duolingo – und dann??

Vielleicht ist sie Ihnen im Internet schon mal begegnet oder in einer Werbeanzeige, vielleicht begleitet sie Sie in Form von Pop-up-Benachrichtigungen auf dem Handy: die kleine grüne Eule, das Maskottchen der Sprachlern-App Duolingo. Mittlerweile ist die Eule so bekannt, dass gerne über sie gescherzt wird: Lerne ich mal nicht brav meine Vokabeln mit der App, verfolgen mich die großen Eulenaugen bis in den Schlaf …

Sprachen lernen mit Smartphone-Apps wie Babbel, DuoLingo, Rosetta Stone und Co. Bild 2

Mit Duolingo, Babbel, Rosetta Stone und Co. kann man ja mittlerweile nicht nur Englisch, Spanisch, Französisch und Italienisch lernen, sondern auch Schwedisch, Dänisch, Norwegisch, Isländisch oder Finnisch – und das teilweise sogar kostenlos oder für einen sehr geringen Preis. Nicht jede App hat alle Sprachen im Programm, aber für jede Sprache gibt es mindestens einen Anbieter auf dem Markt. Aber – funktionieren diese Apps tatsächlich oder lohnt es sich, doch ein wenig Geld in einen Sprachkurs zu investieren?

Hinter allen Sprachlern-Apps steht – zumindest zu einem gewissen Grad – die Idee der Gamification, also des Spielerisch-Machens eines Prozesses, hier des Sprachenlernens. Dazu werden Elemente, die man aus Spielen kennt, in die Apps eingebaut. Das können Spieler- bzw. Sprachlernenden-Ranglisten oder -Podeste sein, für die man Punkte sammelt, oder etwa ein Fortschrittsbalken, der mir zeigt, wie viel ich schon gelernt habe. Ich setze mich also nicht mehr wie früher in der Schule an den Schreibtisch und pauke Vokabeln, sondern lerne nebenbei, so wie es gerade in meinen Alltag passt. Dabei fällt es leichter, das Lernen zum Ritual zu machen und langfristig dabeizubleiben. So macht es z. B. die Isländisch-Studentin Astrid.

Fremdsprachen lernen mit Apps: Ja oder Nein?

Was meine Recherchen gezeigt haben: Um den Einstieg in eine der skandinavischen Sprachen zu finden und sich zum Lernen zu motivieren, sind diese Apps gut. Lernende berichten aber, dass sie ihre Sprachlernapp schnell „durchgespielt“ haben. Das liegt vor allem daran, dass Angebote auf einem höheren Sprachniveau nicht existieren: Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem die Technik nicht mehr mit einem Live-Sprachkurs mithalten kann: „Ich habe Milliarden von Wörtern mit Babbel gelernt, aber jetzt hätte ich gerne jemanden, mit dem ich richtig sprechen kann!“ sagte mir letztens eine Frau. Und damit ist sie nicht allein – solche Anrufe erhalten wir bei OBS! in letzter Zeit auffallend häufig.

Übrigens: diese Selbsteinschätzung („Milliarden von Wörtern“) ist durchaus richtig, denn Lehrkräfte bei OBS! berichten, dass Sprachlernende, die mit Apps angefangen haben, oft einen großen Wortschatz und eine durchaus passable Aussprache haben. Allerdings passiert es auch, dass sich hartnäckige Fehler einschleifen, gerade bei der Aussprache, da die Apps es nicht leisten können, die Aussprache zu kontrollieren und zu verbessern. Auch an Grammatik- und Hörverständnis fehlt es, vor allem aber an der Fähigkeit zu kommunizieren und zu interagieren.

Sprachen lernen mit Smartphone-Apps wie Babbel, DuoLingo, Rosetta Stone und Co. Bild 1

Sprachlern-Apps auf dem Prüfstand

Wie lassen sich diese Defizite der Apps also erklären? Oft sind Sprachlern-Apps bild- und audiozentriert, wodurch sie zwar weniger dem unangenehmen Vokabelpauken aus der Schule entsprechen, aber auch ungenauer werden. Die verschiedenen Bedeutungsnuancen von Wörtern und Strukturen verstehe ich im Gespräch mit muttersprachlichen und erfahrenen Lehrkräften einfach besser und erhalte so auch einen ersten Eindruck von Land und Kultur. Immer wieder kommt es darüber hinaus zu Übersetzungsfehlern in den Apps, die in geprüften Lehrbüchern selten sind. Hier bekommt man eben, wofür man zahlt  – und das ist bei den meisten Apps wenig bis gar nichts.

Eigentlich ist es ganz einfach: Sprache bedeutet Sprechen, mit anderen in Kontakt kommen. Und das kann kein Gerät ersetzen. Ich brauche ein persönliches Gegenüber, jemand, der meine Fragen beantwortet, die Kultur vorlebt, echte Gespräche mit mir führt, jemand, der mich korrigiert und bestärkt und auch mal herzlich mit mir lacht!

Viele Lernende wünschen sich auch die Motivation einer Lerngruppe und den direkten Austausch, der über einen gemeinsam besuchten Sprachkurs entsteht. Nur dabei und im Kontakt mit einer persönlichen Lehrkraft kann man sich selbst mitteilen, seine Erfahrungen, Erlebnisse, Meinungen mit anderen teilen – eben kommunizieren wie im echten Leben.

Wenn Sie also 100, 1.000 oder auch eine Milliarde Wörter über eine Sprachlern-App gelernt haben und jetzt die Sprache wirklich nutzen wollen, dann schauen Sie sich einmal bei unseren Angeboten um:

Text: Franziska Schnauffer

Bildquellen: (1) Duolingo-Eule (OBS!),  (2) Simon Paulin/imagebank.sweden.se