Wie der Online-Einzelunterricht die individuelle Prüfungsvorbereitung erleichterte
Nur kurz musste ich darüber nachdenken, ob ich die Herausforderung annehmen sollte, als die Leiterin von OBS!, Ute Störiko, mir vorschlug, in absehbarer Zeit eine Swedex-Prüfung abzulegen. Als Finnischdozent war ich bereits zu dem Zeitpunkt unter anderem für das OBS!-Sprachinstitut tätig, und ich hatte Ute erzählt, dass ich Schwedisch lerne. Vorkenntnisse hatte ich also bereits, auch weil ich vor gut 20 Jahren Schwedisch als Pflichtfach in der Schule in Finnland gelernt hatte.
Sicherlich hatte ich mir schon damals ein einigermaßen gutes Niveau angeeignet, doch wie es typisch für den Schulunterricht ist, war alles doch sehr grammatiklastig und wenig praxisorientiert – insbesondere auf Sprechen wurde kaum Wert gelegt. Darüber hinaus fiel mir auch das Hörverstehen schwer.
Nach meinem Abitur bin ich nach Deutschland gezogen und habe zwar Sprach- und Literaturwissenschaften studiert, doch mit der schwedischen Sprache bin ich kaum in Kontakt gekommen. Dabei begleitete mich stets ein Gefühl der Unzufriedenheit: Jemand wie ich sollte in seiner Sprachbiografie in der zweiten Landessprache Finnlands doch mehr als nur über basale Grundkenntnisse verfügen. Im Laufe der Jahre war das Schwedische nämlich etwas in Vergessenheit geraten (abgesehen davon, dass ich nie das Gefühl gehabt hatte, die schwedische Sprache zu beherrschen) und ich wollte sie wesentlich besser sprechen und verstehen können.
Die Corona-Pandemie brachte schließlich die Wende: Mir ging es ähnlich wie vielen anderen – plötzlich fiel das tägliche Pendeln zwischen Zuhause und Arbeit weg und viele Freizeitaktivitäten wurden eingestellt, sodass ich wesentlich mehr Zeit hatte, die sinnvoll genutzt werden wollte. Ich fing an, mir online schwedische Fernsehsendungen anzusehen, Zeitschriften und Bücher zu lesen und die Grammatik zu wiederholen. Ich merkte schnell, wie der Wortschatz wuchs und ich mich immer mehr an die Sprachmelodie gewöhnte, wodurch das Verstehen gesprochener Sprache einfacher wurde. Hatte ich zu meiner Schulzeit die Sprache hauptsächlich strukturiert nach einem vorgegebenen Lehrplan gelernt, konnte und wollte ich jetzt frei üben. Es ging mir diesmal nicht darum, wie „damals“ Hausaufgaben zu erledigen oder die Schulabschlussprüfungen zu meistern, sondern darum, die Sprache für das tägliche Leben zu lernen.
Vorbereitender Unterricht beginnt
Eine B2/C1-Prüfung sollte es nun werden, denn mir war von vornherein klar, dass das Mindestlernziel ein Nachweis über das B2-Niveau sein musste. Dabei war es zunächst gar nicht so einfach, das aktuelle Sprachniveau einzuschätzen, denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich kein Lernmaterial, welches nach dem Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER) gestuft war, und das beinahe 20 Jahre alte Schulzeugnis, auf dem zwar die bestandenen Kurse sowie die Abiturprüfung im Fach Schwedisch vermerkt waren, dennoch ohne GER-Stufen, war weder aktuell noch aussagekräftig.
Da ich kaum schwedischsprachige Kontakte hatte, wollte ich vorbereitenden Online-Einzelunterricht buchen. Zunächst habe ich eine Probestunde gebucht, um die Lehrerin, die von OBS! vorgeschlagen und empfohlen wurde, kennenzulernen und einen Lernplan herauszuarbeiten. Außerdem wollte ich erfahren, mit welchen Lernmaterialien ich mit ihr am besten arbeiten sollte. Ein paar Vorschläge hatte ich schon parat (u. a. Rivstart B2+C1), doch letzten Endes war ich froh, dass mir auch das Grammatikübungsbuch Form i Fokus C empfohlen wurde. Eine erste Hausaufgabe erhielt ich auch direkt in der Probestunde, und zwar sollte ich einen kleinen Aufsatz schreiben und mich dabei an den Swedex-Vorgaben orientieren.
Schnell merkte ich, wie der Online-Unterricht mir dabei half, mehrere Sätze am Stück auf Schwedisch zu sagen, ohne dass sich das ungewohnt anfühlte. Hatte ich in den letzten Jahren viel für meine Rezeptionsfähigkeiten (Hör- und Leseverstehen) gemacht, war es jetzt an der Zeit, auch den Bereich Sprachproduktion (Sprechen und Schreiben) zu trainieren. Natürlich hat mich meine Lehrerin immer wieder auf Dinge aufmerksam gemacht, bei denen ich Schwierigkeiten hatte oder grammatikalische Fehler machte. Besonders interessant für mich war dabei festzustellen, wie ich zu meiner Schulzeit von dem ein oder anderen Phänomen bereits gehört und dieses geübt, dann aber im Laufe der Zeit leider wieder vergessen hatte.
Erfreulicherweise bestand der Online-Unterricht nicht ausschließlich aus prüfungsvorbereitenden Aufgaben. In Berührung gekommen bin ich vor allem mit Internetseiten, die sich in erster Linie an Nichtmuttersprachler:innen richten, die also Schwedisch als Zweit- oder Fremdsprache lernen. Auch einige kulturell-gesellschaftliche Ereignisse („Landeskunde“) wie Vasaloppet oder die SVT-Serie Historien om Sverige hat meine Lehrerin mit mir behandelt.
Fortschritte bis zum Tag der Prüfung
Letztendlich hatte ich sogar mehr Übungszeit bis zu meinem Prüfungstermin als ursprünglich geplant, weil dieser kurzfristig verschoben werden musste. In den letzten Wochen vor der Prüfung hatte ich von meiner Lehrerin noch einige Tipps bekommen, worauf ich achten soll. Trainiert haben wir auch grammatikalische Strukturen und Ausdrücke, welche ich anwenden sollte, um eine fortgeschrittene sprachliche Kompetenz beweisen zu können.
Meine Schwäche war schon immer das Hörverstehen. Direkt nach der Prüfung hatte ich das Gefühl, nicht einmal genug Punkte für eine B2-Bewertung gesammelt zu haben. Daher war es ein schönes Gefühl, als das Ergebnis bekannt gegeben wurde und ich erfahren durfte, dass die Punkte sogar für das C1-Niveau gereicht hatten.
Einen Prüfungsteil sollte ich dann aber doch wiederholen müssen, und zwar wurde der kommunikative Teil meiner mündlichen Prüfung als B2 bewertet. In allen anderen Teilprüfungen hatte ich die Bewertung C1 erhalten, das Gesamtergebnis lautete aber B2. Somit hatte ich zwar mein Mindestziel erreicht, es war aber klar, dass ich mit diesem Ausgang nicht vollends zufrieden sein konnte. Einerseits war ich froh, in fast allen Bereichen das C1-Niveau bewiesen haben zu können, doch andererseits hat mich das „Scheitern“ bei einem einzigen Prüfungsteil natürlich etwas geärgert.
Mündliche Wiederholungsprüfung
Das „SWEDEX-Reglement“ erlaubt die Wiederholungsprüfung in einem der vier Prüfungsteile innerhalb von sechs Monaten, falls die anderen drei Teile höher bewertet wurden. Man braucht also in diesem Fall nicht die komplette Prüfung neu zu absolvieren, um ein besseres Gesamtergebnis erzielen – und letztendlich einen Nachweis über das nächsthöhere Niveau erhalten zu können.
Eigentlich war mir sofort klar, woran es beim ersten Mal gelegen hatte – nämlich hauptsächlich wohl an meiner „Passivität“ bzw. daran, dass ich zu vorsichtig an die Prüfungsaufgaben herangegangen war. Selbst auf dem C1-Niveau sind kleine „Fehler“ und Unsicherheiten erlaubt, und die Satzstrukturen müssen nicht hochkomplex sein. Man muss aber wagen zu sprechen und – das gilt für alle Prüfungsteile in allen Sprachen – sich in der doch kurzen Prüfungszeit beweisen können.
Klar wurde mir auch, wie wichtig eine zielgenaue Vorbereitung ist. Es empfiehlt sich grundsätzlich, sich vorher genau mit dem Prüfungsformat vertraut zu machen, d. h. zu wissen, was für eine bestimmte Prüfung relevant ist. Vielleicht hatte ich bei der Vorbereitung nicht oft genug daran gedacht, dass nach der kurzen Vorstellungsrunde zum Warmwerden ein Monolog folgt. Ich hatte für den Prüfungsteil keine konkrete Strategie, was mir zum Verhängnis wurde.
Um die Zeit zwischen der ersten und der Wiederholungsprüfung sinnvoll zu überbrücken, entschied mich schließlich für ein weiteres Paket Einzelunterricht. Nun sollte selbstverständlich in erster Linie die mündliche Kommunikation im Vordergrund stehen. Zusammen mit meiner Lehrerin entwickelte ich neue Übungen, etwa mündliche Zusammenfassungen von Zeitungsartikeln, mündliche Probeklausuren oder auch kleine Rollenspiele.
Fazit: Prüfung bestanden – gezielte Vorbereitung als große Hilfe
Beim zweiten Anlauf konnte auch der mündliche Teil der Prüfung als C1 bewertet werden. Somit fand das Projekt Swedex einen schönen Abschluss. Und was mache ich eigentlich mit meinem Swedex-Zertifikat? Ich sehe das Ganze als ein Etappenziel: Es fühlt sich gut an, die eigenen Sprachkenntnisse mit einem anerkannten Zertifikat nachweisen zu können. Gleichzeitig motiviert mich die bestandene Prüfung, weiterzumachen, neue Kontakte zu knüpfen und vor allem die Zusammenarbeit mit den anderen Lehrenden von skandinavischen Sprachen zu intensivieren. Ich kann mir auch gut vorstellen, in Zukunft selbst Schwedischkurse zu leiten. Der Grundstein dafür wurde auf jeden Fall gelegt!
Ristomatti Rouhiainen
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