Erfahrungsbericht: Ein Erasmus-Semester in Göteborg

Hej,
jag heter Janne och jag ska berätta lite om mitt liv som Erasmus-student i Göteborg. Jag har bott där i ett halvt år och pluggat „Scandinavian Cultural Studies“ på Göteborgs universitet. Nu är jag tillbaka hemma i Tyskland och har haft tid att skriva ner mina tanker om livet i staden vid Sveriges västra kust.

Anreise

Mein Semester beginnt am 19. Januar 2015, sodass ich am 15. Januar aus Hamburg mit dem Zug anreise. Die knapp 9-stündige Reise ist auch mit viel Gepäck gut zu meistern – man muss nur einmal in Kopenhagen umsteigen. Angekommen in Göteborg, kauft man sich für 435 SEK (= 48 €) Monatskarten für die öffentlichen Verkehrsmittel (Tram und Busse), da es hier kein Semesterticket gibt, wie wir es aus Deutschland kennen. Das Verkehrsnetz ist sehr gut ausgebaut. Die Trams verkehren alle 10 Minuten rund um die Knotenpunkte Brunnsparken und Järntorget. Die Busse schlängeln sich durch viele Wohngebiete und sind oft erstaunlich schnell. Ich habe mir das Ticket in den Sommermonaten gespart und habe nur noch Geld auf meine Karte geladen, da ich viel Fahrrad gefahren bin. Die Stadt ist zwar hügelig, aber alles ist recht nah aneinander gelegen und man kann viele Strecken schnell zu Fuß oder Rad bewältigen. Gut zu wissen ist, dass man mit den normalen ÖPNV-Tarifen bis auf die Inseln im Schärengarten fahren kann.

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Die Welcome Week der Uni Göteborg fand in der ersten Uni-Woche statt. Die Veranstaltungen überlagerten sich glücklicherweise nicht. Es gab sehr viele Willkommens-Veranstaltungen für die vielen internationalen Studierenden sowie Einführungen in die verschiedenen Fakultäten und Bibliotheken (in meinem Fall die Geisteswissenschaftliche Fakultät, Humanisten) und eine Einführungsveranstaltung für meinen Kursblock (Scandinavian Studies: Cultural and Social Perspectives / 30 CP) durch die Studiengangs-Koordinatorin. Außerdem gab es eine kleine „Messe“, in dem verschiedene Organisationen vorgestellt wurden – ich fand diese eher uninteressant. An einem Abend wurden alle Austausch-Studierende von der Stadt Göteborg mit einem Buffet willkommen geheißen. Danach trafen sich viele Studierende in denen von Internationals frequentierten Pubs in Andra Långgatan (Kings Head, Queens Head …) – ich fühlte mich inmitten des ganzen internationalen Publikums und billigen Biers während des gesamten Aufenthalts weniger zuhause und wich nach und nach in andere Kneipen in der Umgebung aus.

Später gab es noch einen Pub Crawl sowie einige Erasmus-Parties – die habe ich eher gemieden. Zum Welcome-Programm gehörte auch eine Führung durch das Seefahrtsmuseum & Aquarium und eine Stadtrallye. Ein weiterer Programmpunkt nach einigen Wochen war das International Dinner, bei dem viele Studierende verschiedenste Speisen mitbrachten und gemeinsam dinierten. Während des gesamten Semesters fanden Sprach-Café-Nachmittage statt, an denen man verschiedenste Sprachen üben konnte. Auch ein paar Sport-Events wurden organisiert. Ich habe nicht viele davon besucht, da sich mein Freundeskreis nicht aus vielen Erasmus-Studierenden zusammensetzte.

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Stattdessen habe ich mich oft mit einer sehr netten Gruppe getroffen, Svenska fika. Anfangs wöchentlich, später in unregelmäßigeren Abständen, haben wir uns in verschiedenen Cafés oder Restaurants getroffen, um gemeinsam Schwedisch zu sprechen und über Fehler zu lachen. Darüber haben sich einige Freundschaften entwickelt und wir haben die Stadt und ihre Ecken ein bisschen besser kennengelernt. Wir sind auch zusammen ins (schwedische) Theater oder Kino gegangen, haben Semlor gebacken, gepicknickt oder schwedische Filme geguckt. Wir haben uns selbst über Facebook organisiert und es sind immer wieder neue Leute dazugekommen. Diese Gruppe kann ich wirklich sehr empfehlen.

Wohnen

Ich habe mich, um sicherzugehen, für einen Wohnheimplatz bei SGS beworben und Ende November die Zusage erhalten. Man kann Prioritäten setzen und sich zwischen verschiedenen Lagen und Klassen (eigene Küchenzeile, eigenes Bad, Zimmer zu zweit usw.) entscheiden. Das spiegelt sich natürlich auch in den Preisen wider. Ich hätte beispielsweise knapp 500 € für mein Zimmer gezahlt. Die Chance, als Austausch-Student*in ein Zimmer zu erhalten, ist recht hoch.

Ich habe mich jedoch nach einer Unterkunft in einer WG umgeguckt, da ich einen Eindruck vom schwedischen Leben bekommen wollte. So bin ich Ende November für zwei Tage in Göteborg gewesen, habe vorher (z. B. auf der Website blocket.se) WGs angeschrieben, mir dann einige von ihnen angesehen und schließlich eine Zusage in einem sehr netten kollektiv-Haus gehabt, das jedoch sehr weit außerhalb gelegen war. Ich lehnte das Zimmer ab und habe, zurück in Deutschland, weiter gesucht. Ich hatte Glück und über eine Facebook-Gruppe und den Kontakt mit einer meiner späteren Mitbewohnerinnen ein Zimmer gefunden. Es wurde über die internationale studentische Organisation AIESEC vermietet, die für ihre internationalen Praktikant*innen eine Wohnung angemietet hatten und noch ein Zimmer übrig hatten. So habe ich mit 3 anderen Internationals in einer schönen Wohnung mitten im Stadtzentrum – in Linné – gelebt. Letztendlich habe ich knapp 4.100 SEK für ein möbliertes 9m2-Zimmer gezahlt – viel Geld, doch für meine Lage ein Schnäppchen und zudem billiger als das mir angebotene Wohnheimzimmer.

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Wissen sollte man über studentisches Wohnen in Göteborg, dass sehr viele Studierende, auch schwedische, in Studierendenwohnheimen leben. Dies ist dem angespannten und teilweise staatlich kontrollierten Wohnungsmarkt in Göteborg geschuldet. WGs wie in Deutschland sind daher nicht so verbreitet. Es gibt ein paar wenige kollektiv (größere WGs, oft ideologisch – vegan, feministisch, politisch links etc. – angehaucht, oft in Häusern etwas außerhalb), weit verbreiteter sind jedoch Unterkünfte bei einzelstehenden Erwachsenen oder älteren Personen, deren Kinder ausgezogen sind und mit denen man dann zweckmäßig zusammen lebt. Auch meine WG war eher eine Zweck-WG. Um Kontakte zu knüpfen, ist es daher tatsächlich manchmal leichter, im Wohnheim zu wohnen.

Lebensqualität

Schweden ist ein sehr fortschrittliches Land, alles funktioniert sehr zuverlässig (Verkehr, Internet …) und die Uni ist finanziell und technisch super ausgestattet. Der Alltag ist stark technologisiert, viel läuft über das Smartphone ab (Tickets, Bezahlen …), Arzttermine etc. bucht man im Internet, man kann (und muss häufig) mit Karte bezahlen – auch in Cafés, Clubs oder in der Uni. Ich habe oft wochenlang kein Bargeld gehabt und gebraucht. Manchmal hatte ich jedoch Probleme mit meiner deutschen EC-Karte zu zahlen, daher empfiehlt es sich, eine Kreditkarte zu besitzen.

Ich habe ein schwedisches Konto eröffnet, was jedoch ohne in Schweden gemeldet zu sein (dazu später mehr) nur bei zwei Banken funktioniert (SEB und noch eine andere). Hat man dieses Konto schließlich, ist es jedoch nur möglich, mit der EC-Karte zu zahlen und Kontoauszüge am Automaten zu holen – Überweisungen oder Online-Banking sind ohne schwedische ID nicht möglich. Das empfand ich als sehr unpraktisch, daher empfehle ich es nicht weiter.

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Ein Aspekt, der mich persönlich sehr enttäuscht hat, ist die schwedische personnummer. Das ist eine Nummer, die jede*r Staatsbürger*in mit der Geburt erhält und die man ein Leben lang behält. Als Ausländer*in erhält man sie z. B., wenn man einen Arbeitsvertrag vorweisen kann oder mindestens ein Jahr an einer schwedischen Uni eingeschrieben ist. Diese Nummer gibt man überall an, sie ist in jedem Vertrag enthalten und man nutzt sie an vielen Stellen zum Nutzen von Websites – z. B. in der Uni, wenn man ein Bankkonto eröffnet, wenn man sich in der Bibliothek anmeldet, einen Job sucht, sich bei Partys auf Listen schreiben lässt und und und … Man braucht sie wirklich überall. Viel funktioniert auch ohne, doch das bedeutet oft Umwege zu gehen (z. B. verschiedene Ersatz-Nummern in der Uni und bei der Bank). Bei mir kam frustrierenderweise dazu, dass ich eine solche Personnummer bereits besitze, da ich als Kind drei Jahre in Schweden gelebt habe. Da ich aber nur ein Semester eingeschrieben war, konnte sie beim Skatteverket (Finanzamt) nicht aktiviert werden. Auch bei 2 Semestern Studienzeit wäre dies vermutlich nicht möglich gewesen, da man nicht genau 12 Monate eingeschrieben ist. So war ich weder in Schweden gemeldet noch fühlte ich mich als Teil der schwedischen Gesellschaft. Auch – wie vorher angedacht – einen Sommer-Job zu finden, war daher nicht einfach und ich habe den Plan schlussendlich verworfen. U. a. aufgrund dieser Tatsache empfand ich die schwedische Bevölkerung zwar als wohlhabend, sozial ausgeglichen, freundlich sowie sehr tolerant und hilfsbereit – allerdings war es sehr schwierig, in ihre Reihen aufgenommen zu werden.

Universität & Lehrveranstaltungen

Die Erasmus-Kooperation meiner Universität besteht mit dem Department of Cultural Sciences, das auf dem Campus der technischen Uni Chalmers am Kapellplatsen liegt. Das schwedische Uni-System ist etwas anders als in Deutschland: Ein Semester ist in vier jeweils 4-wöchige Blöcke aufgeteilt. So hat man nicht mehrere Kurse gleichzeitig, sondern immer nur einen Kurs mit 7,5 ECTS (oder evtl. auch mal einen 8-wöchigen mit 15 ECTS), der aus Vorlesungen, Seminaren und Study Group-Treffen besteht. Leider war der Themenkomplex nicht wirklich auf mein deutsches Studienfach zutreffend, da er eher auf Skandinavistik ausgerichtet war als auf Kulturwissenschaften. So lernte ich einiges über die schwedische Gesellschaft und konnte vieles dort besser verstehen, doch vertiefen konnte ich meine Interessen nicht.

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Leider war auch das Niveau der Kurse sehr niedrig. Ich fühlte mich teilweise wie im Geschichtsunterricht in der 7. Klasse, in dem wir in Gruppen lustige Kurz-Referate hielten. In Hamburg habe ich gelernt, alles stark zu reflektieren, dies ist hier nicht gefördert worden. Tiefere Diskussionen wurden oft von den Kursleiter*innen unterbrochen (man sagt den Schwed*innen hinterher, dass sie sehr konsens-orientiert sind und Auseinandersetzungen vermeiden). Ein Problem war, dass die Kurse nur von internationalen Studierenden belegt wurden, die aus den verschiedensten Fachrichtungen stammten und aufgrund fehlender gemeinsamer Vorkenntnisse daher immer wieder von vorne angefangen wurde. Diese Herkunfts-Vielfalt wurde nicht etwa genutzt, um kulturelle Muster zu untersuchen, sondern es wurde  angepeilt, dass all diese Internationals etwas über Skandinavien lernen sollen. So wirkten die Kurse eher wie ein Reiseführer für Skandinavien: unreflektiert und Stereotype fördernd. In diesem Modul gab es keine*n einzige*n schwedische*n Student*in. Ebenfalls ist es ein Modul, das zu keinem B.A. gehört und so macht niemand einen Abschluss in diesem Fach. Auf dieser Weise war keine Motivation unter den Studierenden vorhanden, kein Gemeinschaftsgefühl und somit war es sehr schwierig, die vielen Gruppenarbeiten zu bewältigen.

Die Lehrsprache war Englisch, was aufgrund verschiedener Niveaus sowohl bei Dozent*innen und Studierenden zu Kommunikationsproblemen und recht oberflächlichen Diskussionen führte. Die Dozent*innen waren meist Doktorand*innen. Oft fehlte die Kommunikation zwischen Kursleiter*in und Dozent*innen, sodass wir nur von Feldforschung hörten und kein (theoretisches) Gesamtgebilde oder Möglichkeiten zur Untersuchung von Gesamtkomplexen erlernen konnten.

Ich löste dieses Problem der Unterforderung, wenigen Uni-Veranstaltungen und fehlendem Kontakt zu Kommiliton*innen, indem ich sehr viel alleine in die Bibliothek ging, dort die gesamte Kursliteratur las und viel Zeit in meine Essays am Ende der Kursblöcke investierte. Außerdem bin ich viel in der Stadt unterwegs gewesen, habe „meine eigene Feldforschung“ betrieben und mir nicht nur Museen, sondern v. a. das Leben angesehen. Ich versuchte zwar, andere Kurse (auch auf Schwedisch) zu belegen, doch wurde ich für die Kurse, die mich interessierten, nicht angenommen. Mir wurden Alternativen angeboten, doch gehörten diese nicht zu meinem Fach- und Interessensgebiet.

Betreuung duch die Universität?

Die Betreuung durch die Uni war sehr gut, auf E-Mails wurde meist postwendend geantwortet und in der Uni konnte man sich entweder an die StuKo, das Student Office oder an die verschiedenen Service Centers wenden. Alle waren sehr hilfsbereit und zeigten sich für ihren Bereich verantwortlich. Sie haben uns am Anfang mehrmals ihre Kontaktdaten gegeben.

Auch das Fakultätsgebäude war sehr offen, man kann direkt zu den Büros der Dozent*innen gelangen, es gibt offene Lunch-Plätze, viele gemeinschaftlich nutzbare Mikrowellen und Arbeitsplätze. Es spiegelt die flachen Hierarchien in der schwedischen Gesellschaft wider (es wird geduzt, akademische Titel sind fast irrelevant). Die schwedischen Mensen sind im Vergleich zu den deutschen recht teuer, da man meist ein Tagesmenü für ca. 70 SEK inkl. Getränk/Nachtisch/Suppe/Salat wählen muss. Das schwedische Mikrowellen-Lunch ist schwedischer Volkssport.

Die Bibliotheken sind toll ausgestattet. Ich habe dort sehr viel Zeit verbracht, besonders in Pedagogen und Humanisten. Man kann dort einfach hineingehen, ohne seine Sachen einzuschließen. Es gibt genügend Arbeitsplätze und man kann sich gut auf den Sesseln einrichten. Ich bin oft nur für 1-2 Stunden in der Bibliothek gewesen, da der Aufwand so gering ist.

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Sprache

Kurz vorweg: Ich spreche fließend Schwedisch, da ich es als Kind hier gelernt und aufrecht erhalten habe. Ich bin später jedes Jahr in Schweden im Urlaub gewesen und habe daher während des Aufenthaltes wenig Fortschritte im Verständnis gemacht, sondern eher in der Alltagssprache und schriftlichem Schwedisch. Ich fühle mich nun auch viel sicherer im Sprechen. Aber generell: In Schweden kommt man überall mit Englisch durch. Überall.

Da meine Kurse auf Englisch waren, meine Freund*innen größtenteils Internationals (wenn auch keine Erasmus-Student*innen) und meine Mitbewohner*innen ebenso nicht schwedisch waren, habe ich sehr viel Englisch gesprochen und mich auch deutlich verbessert, besonders im Schriftlichen.

Trotzdem ist Schwedisch, wie in allen anderen Ländern auch, so wichtig, um in den schwedischen Alltag einzutauchen. Ich glaube nicht, dass es ein Problem gewesen wäre, kein Schwedisch zu können, aber man schnappt viel mehr auf, wenn man Schwedisch beherrscht. Und Schwedisch ist wirklich eine einfache Sprache, wenn man bereits Englisch spricht.

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Die Uni bietet jedem*r Austausch-Student*in an, einen Sprachkurs zu belegen – dieser erstreckt sich jedoch wie die anderen Kurse nur über 4 Wochen. Als Anfänger beginnt man also in Block 1, wenn man jedoch fortgeschritten ist, beginnt man erst in Block 2-4 – also nachdem man bereits einige Zeit in Göteborg verbracht hat. Mein Kurs hätte erst einen Monat vor Semesterende begonnen, daher habe ich ihn nicht belegt. Stattdessen habe ich an der Folkuniversitetet (die schwedische VHS) einen Kurs auf Niveau B2.2 belegt, der okay war, aber nicht überragend. Ich hatte immerhin das gute Gefühl, aktiv etwas für mein Schwedisch getan zu haben. Über die Schwedischkurse an der Uni habe ich gehört, dass sie überfüllt seien und das Niveau sehr niedrig sei. Viele haben die Sprachkurse deshalb abgebrochen – man kommt ja mit Englisch sowieso gut durch … Schade.

Kulturelles Angebot?

Göteborg ist die zweitgrößte Stadt Schwedens und hat ca. eine halbe Mio. Einwohner*innen. Ich finde Göteborg entwicklungstechnisch sehr spannend, da die Stadt sich wie Hamburg seit der Krise der 1970er Jahre im Umbruch befindet und sehr segregiert ist. Es gibt viele unterschiedliche Stadtviertel mit interessanten Geschichten: Haga, Långgatorna, Majorna, Gamlestaden, Kvillebäcken, Lindholmen, Eriksberg …

Hinzu kommen viele Museen, die sehr günstig oder sogar kostenlos für Studierende sind (das Röhsska Design Museum, das Konstmuseum, das Stadsmuseum, Röda Sten Konsthall). Geheimtipps sind außerdem Mölndals Museum, Remfabriken oder Kortedala Museum. Es gibt einen großen Vergnügungspark (Liseberg) und ein tolles – aber teures – Naturwissenschaftliches Experimente-Museum (Universeum). Im Vergleich zu Stockholm merkt man aber, dass Göteborg doch eher eine kleine Stadt ist. Stockholm hat tolle große Museen, die jedoch auch sehr teuer (ca. 100 SEK und aufwärts) und überfüllt sind.

Kostenlos ist auch die Stadsbibliotek mit der Zentrale am Götaplatsen (sogar ohne Personnummer!). Man kann dort wunderbar schmökern und viele Bücher (auch fremdsprachig), Filme etc. ausleihen. Das Arbeiten dort klappt dank 1h kostenlosem Internet auch mal, nur die Toiletten kosten leider 5 SEK.

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Ansonsten gibt es einige Kinos (das beste ist das Programmkino Haga Bion in Linné – Filme für 60 SEK Studierendenpreis), ein ganz gutes Theater und viele Kulturhäuser wie z. B. Pustervik, Folkets Hus, Café Hängmattan, Kulturhuset Oceanen, Frilagret usw. Im Januar findet das Göteborger Kurzfilmfestival statt, das einen sehr guten Ruf hat, im Sommer Veranstaltungen wie der Halbmarathon Göteborgsvarvet, das Musik-Festival Way Out West, viele Flohmärkte oder Straßenfeste/-märkte. Es ist eigentlich jede Woche etwas los – Göteborg bezeichnet sich schließlich selbst als Event-Stadt.

Es gibt außerdem tausende Fitnessstudios, ich habe jedoch viel mehr Zeit in den vielen Parks und in der Natur verbracht: der Schärengarten, Delsjön, Slottskogen, Trädgårdsföreningen, Skansenkronan …

Fazit

Ich habe ein schönes halbes Jahr in Göteborg verbracht und möchte die Erfahrung nicht missen. Ich habe viele tolle Leute kennengelernt und Dinge gelernt – über Göteborg, über Schweden, die schwedische Gesellschaft, schwedische Geschichte, schwedischen Alltag und vor allem über mich selbst. Ich muss sagen, dass ich während der gesamten Zeit in Schweden Hochs und Tiefs hatte: Es waren viele wunderbare Momente dabei, aber es gab auch einige Momente, in denen ich mich alleine fühlte – das lag daran, dass mich die Uni unterforderte und nicht integrierte wie an meiner Heimatuni, das lag an meiner Zweck-WG, das lag daran, dass ich keinen Job hatte. Ich fühlte mich nicht gebraucht und musste mir daher immer wieder selbst Aufgaben und etwas zu tun suchen. Dabei habe ich versucht, Menschen um mich herum zu finden, die mich dabei begleiten – aber vor allem musste ich mich andauernd selbst motivieren. Das fand ich anstrengend.

Leider hat sich bei mir die Tatsache, dass ich als Kind und in meinem weiteren Leben so häufig in Schweden war, dahingehend negativ ausgewirkt, dass ich bereits sehr viele positive Erfahrungen in Schweden gemacht habe und ich nun die eher negativen zu spüren bekommen habe. Ich bin trotzdem sehr froh darüber, in die Realität in Schweden eingetaucht zu sein und dass ich dieses Land nun kritischer betrachte als zuvor.

Der größte Gewinn an dieser Zeit war, mit so vielen internationalen Menschen zusammen zu kommen und hoffentlich noch eine Weile in Kontakt zu bleiben. Die Erwartung, in ein Land zu kommen und dort integriert zu werden, ist zu hoch, insbesondere für diese kurze Zeit. Ich denke aber, dass ich eigentlich den Sinn des Erasmus-Programms recht gut erfahren konnte: Mit Menschen aus Europa zusammen zu kommen, zu merken, wie toll die europäische Gemeinschaft sein kann, zu kommunizieren, sich anzufreunden und auszutauschen. Ich finde, Erasmus ist eine tolle Möglichkeit, jungen Menschen den europäischen Gedanken näher zu bringen und ein friedvolles Zusammenleben verschiedenster Menschen und Kulturen zu fördern. Ich finde trotzdem, dass Göteborg eine tolle Stadt ist, gut geeignet für einen Erasmus-Aufenthalt, dank ihrer kompakten Größe und des kulturellen Angebots. Ich werde auf jeden Fall bald wiederkehren und bin gespannt, was sich dort in den nächsten Jahren tut.

Bildquellen: © OBS!